Eins
Kah sagt mir: er habe nicht allein wohnen wollen
von wegen der abgründigen einsamkeit oftmals vorzufinden
ja bei intellektuellen. er sagt: er wolle aber nun wieder einmal
allein leben weil wer allein lebt doch ungestörter arbeiten
könne sofern sage ich ihn die einsamkeit nicht stört er nickt.
kah sagt auch: gefährlich er sagt: gefährlich könne es
sein zuviel zu wissen weil nämlich man dann gewissermaßen
kreativ würde enden können als poetus doctus. das stimmt.
ich sage ich sähe da aber keine gefahr sage ich bei ihm seine
kreativität sei sicher ich sage sicher mächtiger als
seine doctus.
Zwei
Ämm fragt mich: wie ist das? wie ist das denn so mit
lukatsch? fragt er mich. ich antworte: tja ämm mit lukatsch
ist das so eine sache denn lukatsch den habe ich noch
nie gelesen. aha meint ämm. aber brecht zum beispiel brecht
den hast du doch gelesen und lukatsch der mochte den brecht
doch nicht. brecht den sage ich auch nicht. aha macht ämm
und weiß man fragt er weiß man auch warum? man weiß
das aus büchern ämm aus brechts journalen weiß man
zum beispiel das. ok sagt ämm gut. was steht da so drin
insgesamt? knapp kläre ich knapp gesagt seine arbeits-
begleitenden überlegungen. ämm: mehr nicht? bei brecht
sag ich schließt das den rest ein. aha nickt ämm und
welcher rest fragt er wär das? geschichte ämm und
klassenkampf. aha zuckt ämm interessant. und ma
rx zum beispiel also was ist eigentlich mit dem mar
x so los? marx tja also marx der war auch so einer der sag ich
dicke bücher gemacht hat damit man nicht versuchen muß
ihn ohne seine bücher zu verstehen. verstehe murrt ämm
und was weiter? ämm sage ich du kannst es in jedem buch
laden als sakkotaschenfutter erhandeln die gebrauchswertigste
marxware die du je erhandelt hast. jaja sagt ämm schon klar
ich hab mir halt jetzt so ne einführung gekauft sekundär
literatur geht ja wohl auch oder ja sage ich ämm bei marx
bei marx schon und wie liest sie sich so die einführung? heißt
einführung in den marxismus sagt ämm beziehungsweise
ins marxistische denken also von marx so eine art basis der
theorie von marx und engels zusammengefaßt bis glaube ich
heute. das erste kapitel zum beispiel heißt vorwort gibts auch
und dann gehts da um waren wert und die beziehung zu mehr
wert und beides in den klassen der kapitalmutation und so also
schon wichtig. klar sag ich: für später.
Drei
Hegel sagt eh müßte man auch mal gelesen haben ich bin
erschüttert sage ich eh in dir einen menschen zu kennen der
keinen hegel gelesen hat. hast du denn hegel gelesen fragt
mich der hirnwurm. ich donnere ich ich habe hegel nicht nur
gelesen ich habe hegel gelernt geträumt und gebetet eh ich
hab hegel injiziert hab hegel im blut nein: blut im hegel.
Eh fragt: wie ist hegel so. hegel intoniere ich hegel
das ist sprache die glitzert vor klarheit wie eisseide
im sonnenlicht ein stil so fein und fest und dicht un-
zerreißbar vor wahrheit wie nichtsvergleichbares der
zeile auf zeile aufwärts knüpft und fern und ferner den zweifeln
führt an dem was uns aufwärtsführt an seinem denken hegels
nämlich gedanken ein strom strudel schraubender sog des denkens das
ist hegel er läßt dich nicht los eh nie mehr. deshalb also
sagt eh muß man hegel lesen. deshalb sage ich eh
muß.
Vier
Rauchend im flur vollbärtig feueräugig erspäht mich einer
von kahs bekannten ohne umschweife einleitend zukünftige
fragen ich grüßt kahs bekannter ich nenne ihn auchkah schreibe was
für ein schönes hobby grüße ich lyrik nämlich meint auchkah
schreibe er überwiegenderweise was aber nicht ausschließen müsse
daß er nicht irgendwann einst einen roman anfangen beziehungsweise
auch werde vollfertigen wollen können also so im stil von na sagen wir mal: joyce
vielleicht. joyce nicke ich ja joyce nickt er der joyce nämlich ist auch so
eine ja sagen wir mal eherecksperimentelle richtung oder nicht
fragt er mich oder ja eben. aber erst lächelt auchkah erst mal was in
lyrik machen das heißt veröffentlichen also gedichte irgendwo raus
bringen wie denn da so die chancen wären ich weiß es nicht sage ich
ehrlich aber eher nichtsogut ja nickt er ja das habe er schonmal irgendwo
gelesen und geld fragt er wie ist das ob man wohl vom lyrischen
zivilisationsbeitrag zivilisiert leben kann? es gibt behaupte ich fakire
ausgenommen nur sehr wenige die von noch weniger als selbst vom
zivilisiertesten lyrischen zivilisationsbeitrag leben und nicht viele
mehr die gedichte zu suppen machen können und wenn dann zu
schlechten. suppen? fragt er. suppen sag ich und: es gibt leute wisse
er die schrieben nacht für nacht in einer portiersloge hätten nicht selten
ganz ulkige ideen da drin und lebten auch noch nebenher. jaja stöhnt er so
nebenher aber hauptsächlich leben und schreiben was für ihn nunmal dasselbe
sei also vom schreiben leben logenausschließlich? wer nebenherausschließlich
vom schreiben leben will der darf auch nur fürs schreiben leben und sich nicht
von kunstfernen bedürfnissen wie dem nach ledersesseln festreden oder einem
warmen essen ablenken lassen. nein………………………………………...ja?
nein!
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