Herrmann Sambowski war einer von den Männern, die geboren werden, um geboren zu werden. Sein Leben war lang. Sein Sarg war aus Eiche.
An einem lauen Herbsttag kam er in die Welt. Seine Mutter schrie nicht bei der Geburt. Und sein Vater sammelte Bierdeckel.
Herrmanns Entwicklung war folgende: er bekam Zähne, er wuchs, er kaute, er war erwachsen.
Da verliebte sich Herrmann. An einem sonnigen Sonntag saß er im Park. Es war wohl Mai. Und das Gefühl kam von unten her.
Herrmanns Mädchen hieß Theresia. Sie hatte also einen hübschen Namen.
In Herrmanns Hochzeitsnacht geschah etwas Ungewöhnliches: er war glücklich. Dann war er verheiratet.
Als Junge hatte Herrmann immer Papst werden wollen. Mit sechzehn dann Dschungelforscher. Und mit zwanzig war Herrmann Beamter.
Herrmann ging nicht gern zur Arbeit. Wie es ja üblich ist. Morgens sagte er seufzend zu seiner Frau: ich gehe nicht gern. Und dann ging er. (Wie es ja üblich ist.)
In einem Buch las Herrmann einmal, das Leben habe eigentlich gar keinen Sinn. Lachte er darüber? – Wir wissen es nicht.
Herrmann war nicht religiös. Er glaubte jedenfalls, daß er nicht gläubig war. Friedhöfe zum Beispiel interessierten ihn kaum. Nur Gartenarbeit mochte er.
Herrmanns Meinung von dieser Welt war geprägt von seinem Gehalt. Und das war nicht hoch.
Als Herrmann in Pension ging, freute er sich, frei zu sein. Er stand morgens früh auf, um lange frei zu sein. Aber am Abend war er schon früh vom Freisein müde und schlief gerne wieder ein.
Zwei Dutzend Jahre später starb nach langem Leben Herrmann Sambowski. Die Uhr stand fast auf drei. Es war eine gelbe Küchenuhr mit grünen Tupfern.
Draußen schien die Sonne. Dann wurde es dunkel.
Und dann schien sie wieder.
2 Kommentare:
Dann klappte der Deckel zu. Und dann war endlich Ruh`.
Oder wie Carver mal meinte:
They all started out good people.
sehr schön. ich glaube ich hab mal wieder einen feinen blog entdeckt... bis bald^^
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