In seinem Frühwerk „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“ schreibt Immanuel Kant im vierten Abschnitt, betitelt „Von den Nationalcharaktern, in so fern sie auf dem unterschiedlichen Gefühl des Erhabenen und Schönen beruhen“, nicht nur Profundes über den Spanier („Der Spanier ist ernsthaft, verschwiegen und wahrhaft“), den Franzosen („Er ist artig, höflich und gefällig“), den Engländer („kaltsinnig“), den Deutschen („Er frägt weit mehr als die vorige danach, was die Leute von ihm urtheilen möchten“), den Holländer („von einer ordentlichen und emsigen Gemüthsart“) und die Liebe, in so fern sie auf den unterschiedlichen Nationalcharaktern beruht („In der Liebe haben der Deutsche und der Engländer einen ziemlich guten Magen [?], etwas fein von Empfindung, mehr aber von gesundem und derbem Geschmacke. Der Italiäner ist in diesem Punkte grüblerisch, der Spanier phantastisch, der Franzose vernascht“), sondern auch recht Wissenswertes über die „Negers von Afrika“:
„Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege. Herr Hume fordert jedermann auf, ein einziges Beispiel anzuführen, da ein Neger Talente gewiesen habe, und behauptet: daß unter den hunderttausenden von Schwarzen, die aus ihren Ländern anderwärts verführt werden, dennoch nicht ein einziger jemals gefunden worden, der entweder in Kunst oder Wissenschaft, oder irgend einer andern rühmlichen Eigenschaft etwas Großes vorgestellt habe, obgleich unter den Weißen sich beständig welche aus dem niedrigsten Pöbel empor schwingen und durch vorzügliche Gaben in der Welt ein Ansehen erwerben. So wesentlich ist der Unterschied zwischen diesen zwei Menschengeschlechtern, und er scheint eben so groß in Ansehung der Gemüthsfähigkeiten, als der Farbe nach zu sein. Die unter ihnen weit ausgebreitete Religion der Fetische ist vielleicht eine Art von Götzendienst, welcher so tief ins Läppische sinkt, als es nur immer von der menschlichen Natur möglich zu sein scheint. Eine Vogelfeder, ein Kuhhorn, eine Muschel, oder jede andere gemeine Sache, so bald sie durch einige Worte eingeweiht worden, ist ein Gegenstand der Verehrung und der Anrufung in Eidschwüren. Die Schwarzen sind sehr eitel, aber auf Negerart und so plauderhaft, daß sie mit Prügeln auseinander gejagt werden müssen.“
(Kant, Immanuel: Werke in sechs Bänden. Hg. v. Rolf Toman. Bd. 1: Träume eines Geistersehers und andere vorkritische Schriften. Köln: Könemann 1995. S.250f.)
2 Kommentare:
Diese Passagen sind Konkret Autoren in der Vergangenheit bereits (selbstverschuldetes!) Argument dafür gewesen, dass Aufklärung ein durch und durch rassistisches Projekt ist, von dem man wohl besser die Finger lasse.
Ich würde sagen, dann haben die betreffenden Autoren sich selbst historisch nicht ganz verstanden. Jedenfalls wollte ich eine solche These hiermit nicht nahelegen; lediglich, daß auch die Aufklärung der Aufklärung bedarf. Oder anders gesagt: natürlich gibt es keinen Fortschritt der Aufklärung ohne einen Beginn der Aufklärung, ABER es gibt auch keinen Beginn der Aufklärung ohne ihren Fortschritt. (Mit dem Fortschritt ist nicht mein Blog gemeint...)
Kommentar veröffentlichen